Bundesverband deutscher Salerszüchter und -halter

Generalversammlung 2012

Generalversammlung
des Bundesverbandes Deutscher Salerszüchter
sowie Besichtigung von Mitgliedsbetrieben
in Niedersachsen/ Nordrhein-Westfalen

Vom 21. bis zum 24. Juni kamen die Mitglieder des BVS aus dem gesamten Bundesgebiet zum alljährlichen Treffen zusammen. Zur Begrüßung fanden wir uns auf dem Hof des Verbandsmitglieds Bernd Nolte in Rosdorf bei Göttingen ein. Nach einer Stärkung durch Kaffee und Kuchen ging es hinaus zu den Tieren, schließlich galt es, ein prall gefülltes Programm zu absolvieren. Bernd Nolte bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Christel im Nebenerwerb 68 ha landwirtschaftliche Fläche, davon 24 ha Grünland. In dem im Jahre 2004 errichteten Stall werden neben 12 Milchkühen ebenfalls 12 Mutterkühe der Rasse Salers gehalten. Alle Salersbullen werden aufgezogen, entweder als Zuchtbullen verkauft oder gemästet, wobei ein hoher Anteil des Fleisches direkt vermarktet wird. Bei den Milchkühen leisten sich die Noltes den Luxus, dass die 100.000 kg Jahreskontingent in einem Doppelzweiermelkstand ermolken werden. Der Betriebsleiter begründet die „Überdimensionierung“ damit, dass er den Melkstand seinerzeit sehr günstig gebraucht erworben habe. Die weibliche Nachzucht der Milchkühe geht, wenn er nicht zur Bestandsergänzung benötigt wird, in den Export. Im Stall werden alle Tiere auf Stroh gehalten.
Die Nähe zur Großstadt Göttingen brachte Christel Nolte auf die Idee, eine Fläche von 1500 Quadratmetern als kleinparzelliertes Gemüsefeld einzurichten. Inzwischen pflegen dort 14 Pächter mit Hingabe ihr eigenes Gemüse, welches sie, wenn es dann geerntet werden kann, sicher mit Genuss verzehren. Eine gute Idee, finden wir.
Dann ging es zu Uwe Höche nach Haynrode in Thüringen. Er hält als Mitglied im BVS auf 250 ha Grünland ca. 240 Salerskühe und 30 deckfähige Rinder. Die meisten seiner Kühe lässt er von Charolaisbullen belegen und erhält über die Kombination von Milch und Leichtkalbigkeit mütterlicherseits und Fleischleistung von Seiten der Väter hervorragende, frohwüchsige Absetzer, die im Alter von 7 Monaten an einen Mäster vermarktet werden. Für die Remontierung seines Kuhbestands wird zusätzlich ein Salersbulle gehalten, der an die besten 60 Kühe angepaart wird. Leider hatte Höche in diesem Jahr einige Kälberverluste zu verzeichnen. Bedingt durch das Schmallenbergvirus kamen deformierte Kälber zur Welt. Die Kühe hörten während der Geburt häufig auf zu drängen, was dazu führte, dass diese Kälber im Geburtskanal hängen blieben.
Gegen Abend fuhren wir nach Mühlhausen, wo wir im Sporthotel einen hochinteressanten Vortrag über Hornlosigkeit erleben durften. Dr. Wilhelm Wemheuer, Leiter der Besamungsstation in Göttingen, erklärte uns in sehr engagierter und verständlicher Weise die Notwendigkeit aber auch die Problematik des Einstiegs in die Hornloszucht und zeigte Möglichkeiten auf, gezielt und wissenschaftlich fundiert Probleme anzugehen. In der Milchvieh- und auch der Fleischrinderhaltung werden schon seit vielen Jahren aus haltungstechnischen und sicherheitsrelevanten Gründen die Tiere enthornt oder es werden genetisch hornlose Tiere gehalten. Tierschutzrechtliche Vorgaben werden immer restriktiver und auch Vorgaben für Biobetriebe verbieten vielfach das Enthornen von Kälbern. Somit gewinnt die Zucht auf Hornlosigkeit immer mehr an Bedeutung. Bei den Salers sieht das noch etwas anders aus. Viele Züchter lieben die langen, lyraförmigen Hörner ihrer Tiere und haben die Haltung darauf abgestimmt. Auch sind Salers, so führte Dr. Wemheuer aus, die einzige Rasse, die im Herdenverband Wölfe von frischgeborenen Kälbern abwehren kann. Vielleicht ist das eine zukünftige Marktlücke. Aber mit Blick auf die Vermarktung ist es oft sinnvoll, Tiere ohne Hörner anzubieten, was die Hornloszucht auch bei Salers vorantreiben wird. Da die genetische Vielfalt fehlt, es gibt zurzeit nur sehr wenige Hornloslinien, zeigte Dr. Wemheuer strategische Wege auf, wie man über spezielle Programme mit gezielten Anpaarungen neue Hornloslinien entwickelt, um so der Inzuchtfalle zu entkommen. Dabei hilft nicht zuletzt die Möglichkeit, über Gentests die Rein- oder Mischerbigkeit untersuchen zu lassen. Aber selbst bei sehr guter Organisation der Anpaarungen, muss man mit einem Zeitminimum von mindestens 10 Jahren rechnen, gab Dr. Wemheuer zu bedenken. Die anschließende Diskussion zeigte deutlich, wie relevant und sensibel diese Thematik ist. Vielen Dank noch mal an den Referenten.
Am nächsten Morgen fuhren wir zum Betrieb des Mitglieds Arnold Mainzer in Heyerode. Der engagierte Salerszüchter und Mitglied im BVS hält auf 22 ha Dauergrünland 45 Salerskühe, die größtenteils im Herdbuch geführt werden. Zusätzlich bewirtschaftet er 100 ha Ackerland, teilweise zur Produktion von Ackerfutter. Auf einer Höhe von mehr als 400 Meter und einer Niederschlagsmenge von bis zu 1100 Litern pro Quadratmetern und Jahr sicher keine leichte Aufgabe. Im Winter gibt es zudem häufig Schnee, der mitunter bis weit ins Frühjahr liegen bleibt. In diesem Jahr, so berichtete Mainzer, haben drei seiner Kühe verkalbt und zeigten Nachgeburtsverhalten. Alles spräche für eine Infektion mit dem sog. Schmallenberg-Virus. Dennoch, die Kühe präsentierten sich in bester Kondition, mit ansprechenden Kälbern bei Fuß. Auch der Herdenbulle aus der Zucht von Bernd Nolte zeigte sich in Bestform.
Die Fahrt führte uns weiter ins Thüringer Becken zur “Wildland” Landwirtschaftliche Wildhaltung GmbH in Schönstedt. Derzeit werden dort  auf 110 ha Grünland 33 Salerskühe plus Nachzucht aus dem letzten Jahr gehalten. Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Mülverstedt eG, Herr Theo Stefan, begrüßte uns am Hofladen, wo die Führung begann und schon dort kamen viele Fragen auf, die Herr Stefan mit viel Sachverstand und Leidenschaft beantwortete. Wildland ist eine Tochter der Agrargenossenschaft und hält neben den Salers seit 1992 in einem Gehege von 40 ha Größe ca. 220 Damhirsche. Auf 120 Muttern kommen 8 Hirsche, die Nachzucht wird regelmäßig entnommen, im eigenen Zerlegeraum portioniert und unter dem Gütesiegel “Geprüfte Qualität – Thüringen” im Hofladen vermarktet. Die gesetzlichen Auflagen bedingen, so berichtete Stefan, dass das Damwild durch einen Veterinär drei Mal beschaut werden muss. So entstehen für einen Schlachtkörper von 25 kg ca. 40 Euro an Kosten, die auf den Preis umgelegt werden müssen.
Während wir die Salersherde besichtigen durften, erzählte uns Herr Stefan, dass im Jahre 1994 die Idee aufkam, Rinder zu halten. Zunächst schaffte man sich Galloways an. Sie waren in der Anschaffung sehr teuer und mit der BSE-Krise brach der Markt zusammen, so dass man sich von dieser Rasse wieder trennte. Man erwarb anschließend  27 Salers vom LVV-Ökozentrum Werratal in Vachdorf, die ursprünglich für Embryotransfer aus Frankreich angekauft worden waren. Die Nachzucht lässt man teilweise in Erfurt schlachten um sie anschließend über den Hofladen zu vermarkten, andere gehen zu einem Mäster, die weiblichen werden in Nordrhein-Westfalen auf Grünland aufgezogen.
Im Anschluss an die Besichtigung lud uns Herr Stefan zu einem Mittagessen ein, es gab natürlich Braten vom Damwild. Er schmeckte vorzüglich, vielen Dank dafür.
Gesättigt ging die Fahrt weiter zum Inselhof in Diezerode. Der Betrieb, der sich auf die Produktion von Bioprodukten und auf die Landschaftspflege spezialisiert hat, wird geführt von Ursula Heihoff und Wolfgang Bloier. Sie haben beide in Witzenhausen Landwirtschaft studiert und 1993 den Hof übernommen, auf dem sie mittlerweile 200 Mutterschafe und 30 Salerskühe halten. Angefangen hatten die Betriebsleiter seinerzeit mit der Haltung von schottischen Hochlandrindern, die sie aber im Zuge der BSE-Krise abgeschafft hatten. Die Rasse Salers bot sich an, weil die Tiere wetterhart, genügsam und geländetauglich sein müssen. Rassen mit hohen Ansprüchen an Futter oder Betreuung scheiden aus, begründete Bloier: „Unsere Tiere sollen pflegeleicht und frohwüchsig sein, sowie unser Auge erfreuen“ Die Absetzer werden mit maximal acht Monaten abgegeben. Sie haben dann ein Lebendgewicht von 300 bis 330 kg und werden zu Babybeef verarbeitet. Was die Landschaftspflege betrifft, so haben die Betriebsleiter erst kürzlich 50 ha, „grünes Band“, von Buschwerk befreit. Es  handelt sich dabei um einen ca. 6 km langen ehemaligen Grenzstreifen, der in Absprache mit dem Naturschutz nun wieder genutzt wird, um dort Orchideen und andere seltene Pflanzen wachsen zu lassen. Eine sehr mühevolle und schwere Arbeit. Auf den 8 ha Ackerland werden alte Kartoffelsorten, Biogemüse und Dinkel angebaut. Viele Produkte werden zum Wochenmarkt in Witzenhausen gefahren. Im Winter wird Brennholz aufbereitet, welches nach dem Trocknen verkauft wird.
Nach Besichtigung der Herde und vielen Fragen, die uns Ursula Heihoff und Wolfgang Bloier bereitwillig und kompetent beantwortet haben, ging es mit den Autos Richtung Westfalen. Uwe Klare in Borgentreich-Bühne ist nicht nur als Limousinzüchter weit über die Grenzen des Kreises Höxter bekannt, sondern auch als Produzent von Fleisch- und Wurstwaren. Er schlachtet in seinem Betrieb 60 bis 70 Schweine in der Woche. Dazu schlachtet er zweimal die Woche Rinder, die er auch zukauft und führt noch ca. 100 Hausschlachtungen pro Jahr durch. Mit viel Leidenschaft präsentiert er uns seine stattlichen Limousinherde. Mittlerweile setzt auch Klare Hornloslinien ein. „Ich brauche das nicht, aber die Kunden“, so erklärt er diesen Umstand. Im Anschluss an die sehr interessante Betriebsbesichtigung richtete er uns ein zünftiges Mahl vom Grill an. Wir saßen und aßen auf dem Futtertisch seines modernen Tretmiststalls. Ob die Tiere, die uns zuschauten, wohl ahnten, was aus ihnen mal wird?
Nach einem langen und anstrengenden, aber auch interessanten Tag fuhren wir in unser Quartier, dem Klosterkrug in Marienmünster und ließen den Abend bei einigen kühlen Getränken ausklingen.
Am nächsten Morgen besichtigten wir die B & P Biogasanlage in Marienmünster. Die Anlage wird von zwei Landwirten betrieben, einem stillen Teilhaber und einem ständigen Mitarbeiter. Einer der Betreiber, der Kreislandwirt Johannes Potthast, wusste uns mit seinen Ausführungen in seinen Bann zu ziehen. Die erzeugte Menge Energie reicht aus, um 1.000 Haushalte mit Strom versorgen zu können, die jährliche Wärmemenge würde für 100 Haushalte reichen. Zwei Motoren erzeugen mit dem Biogas je 250 KW Strom, die Abwärme wird genutzt, um die „Klosteranlage“ in Marienmünster zu beheizen und Holz zu trocknen. Im Grunde, sagt Potthast, sei eine Biogasanlage mit dem Pansen einer Kuh zu vergleichen. Nur dass statt Fleisch und Milch eben Gas erzeugt würde, und das Futter nicht nur einen Tag, sondern insgesamt 150 Tage in den Gärbehältern verbleibt. Das Futter für die Bakterien besteht aus Mais, Zuckerrüben und Mist und wird auf den umliegenden 180 ha Acker produziert bzw. stammt von Putenmast- und Rinderzuchtbetrieben. Einiges an Mais und Zuckerrüben wird von benachbarten Landwirten zugekauft. Das anfallende Substrat wird auf die Flächen zurückgeführt.
Da die Zeit drängte, mussten wir uns trotz der interessanten Diskussion verabschieden, um den nächsten Betrieb aufzusuchen. Wir wurden von einem „Leiterwagen“, der zu einem Transportfahrzeug umgebaut war abgeholt, und besichtigten die Herde der Gebrüder Johlen im Ortsteil Born. Hubertus und Thomas Johlen halten auf 60 ha Grünland 28 Herdbuchkühe der Rasse Salers, daneben 10 Galloway- und 10 Kreuzungskühe. Die Nachzucht der Kreuzungen wird nach dem Absetzen abgegeben, die männlichen Galloways auf Naturschutzflächen ausgemästet und teilweise direkt vermarktet. Die Gallowayfärsen werden nach Möglichkeit zur Zucht verkauft. Bei den Salers haben sich die Brüder auf die Zucht von genetisch hornlosen Tieren spezialisiert. Das größte Problem dabei ist es, Inzucht zu vermeiden. Die ersten Salers kamen 1989 aus Frankreich. Den Einstieg in die Hornloszucht bildeten 12 hornlose Kühe und ein Bulle, die die Gebrüder in 2006 im Vereinigten Königreich erwarben. Im Moment haben sie einen selbstgezogenen reinerbig hornlosen Bullen und einen gehörnten Bullen aus Frankreich. Einige der hornlosen Färsen werden von französischen Bullen besamt. „Unsere Hornloszucht geht auf drei Blutlinien zurück“, erklärt Thomas Johlen, „aus dem Grund und auch um rassetypische Tiere zu produzieren, setzen wir immer wieder französische Vererber ein“. Für neues Blut im Hornlosbereich sollen zukünftig vier in Kanada gekaufte Embryonen sorgen. Hornlose Bullen wurden schon nach Österreich und in die Schweiz verkauft.
Nach einer Mittagspause mit Gulaschsuppe und kalten Getränken ging es zur Schaukäserei Menne nach Nieheim. Eine Führung durch die Käserei brachte uns auf hoch anschauliche Weise die Produktion von Käse näher. In dem Familienbetrieb mit 120 Milchkühen wird am Standort des alten Kuhstalls von 40% der Milch Käse nach Tilsiter Art in 15 Geschmacksvariationen produziert und der weithin bekannte Nieheimer Käse. Dieser Käse brachte die Stadtväter vor einigen Jahren auf die Idee, den Deutschen Käsemarkt ins Leben zu rufen. Alle zwei Jahre und in diesem Jahr zum achten Mal, präsentieren 60 Familienbetriebe ihre Erzeugnisse den 50.000 Besuchern. Sehr eindrucksvoll konnten wir von Frau Peine erfahren, wie viel Arbeit es macht, „von Hand“ Käse zu produzieren, der 16 Wochen bis zu einem Jahr gepflegt werden muss, bevor er im hofeigenen Laden vermarktet werden kann.
Ganz in der Nähe von Nieheim entsteht auf dem Gelände eines ehemaligen NATO-Munitionsdepots bei Bad Driburg auf einer Fläche von 84 ha eine Test- und Präsentationsstrecke für Autos und andere Fahrzeuge. Als Ausgleich für die baulichen Maßnahmen hat der Betreiber zusammen mit Vertretern des Naturschutzes ein Konzept erarbeitet, um eine Fläche von 43 ha, die zuvor in landwirtschaftlicher Nutzung war, für bedrohte Pflanzen und Tiere zu gestalten. Frei gehalten wird diese Fläche über eine extensive Beweidung mit Gallowayrindern, die von den Gebrüdern Johlen betreut werden. Wir sahen eine wunderschöne idyllische Kulisse am Rande des Teutoburger Waldes.
Am Abend fand die Generalversammlung im Klosterkrug Marienmünster statt. Geprägt war die Versammlung von einer Diskussion anlässlich der Ankündigung des Vorsitzenden Hartmut Callsen, dass die Messe Berlin für die Durchführung der Bundesrasseschauen in Zukunft von den Rasseverbänden eine höhere Eigenbeteiligung erwartet. Für einen relativ kleinen Verband sicher eine existentielle Frage. Auch für die Züchter als Beschicker der Schau würden Mehrkosten entstehen. Man will die Entwicklung abwarten. Die Mitglieder der Versammlung regten an, dass man wieder einmal eine Sammelbestellung von Sperma aus Frankreich organisieren sollte. Der Vorstand sucht fünf gute Vererber aus. Im nächsten Jahr feiert der Verband sein 20jähriges Bestehen. Aus diesem Grund soll das Rahmenprogramm rund um die Mitgliederversammlung entsprechend gestaltet werden. Diese Veranstaltung soll am 27. Juni 2013 in Schleswig-Holstein ausgerichtet werden. Zum Abschluss zeigte Hartmut Callsen Bilder von der letztjährigen Zusammenkunft.
Am Sonntagmorgen folgte ein Besuch des Tags der Landwirtschaft im Freilichtmuseum in Detmold. Neben modernster Technik waren dort bei schönstem Sonnenschein auch Oldtimer zu bewundern. Präsentationen und Demonstrationen von vielen landwirtschaftlichen Nutztieren konnten wir erleben und der ein oder andere Stand lud zum Einhalten ein. Erlebnisreiche Tage gingen zu Ende. Vielen Dank an die Veranstalter für die tolle Organisation.

Hubertus Johlen