Generalversammlung des Bundesverbandes Deutscher Salerszüchter sowie Besichtigung von Mitgliedsbetrieben
Vom 3. bis zum 5. Oktober kamen die Mitglieder des BVS aus dem gesamten Bundesgebiet zum alljährlichen Treffen zusammen. Bei schönstem Sonnenschein und milden Temperaturen fanden wir uns auf dem Hof des Mitgliedsbetriebes von Ralf und Regina Pietsch in Weistopp bei Dresden ein. Die reifen Weintrauben an der Scheunenwand verlockten zum Naschen und das von der Familie Pietsch hergerichtete Willkommensmahl war mehr als der im Einladungsschreiben angekündigte Imbiss.
Gestärkt und voller Erwartung führte uns Ralf im Anschluss an die Begrüßung durch den Vorsitzenden Thomas Johlen durch seinen Betrieb. Ralf und Regina bewirtschaften 200 ha Grünland und 15 ha Acker. Es werden 70 Mutterkühe plus Jungvieh und 230 Mutterschafe gehalten.
Zunächst sahen wir einige Jungtiere in der Nähe des Stalls und Jungbullen verschiedener Altersklassen im Offenstall, die je nach Bedarf zum nahe gelegenen Bioschlachthof transportiert werden. Dieser stand für den nächsten Tag auf der Agenda. Nach Besichtigung der Maschinen zur Futtergewinnung und –bergung ging es hinaus zur Weide mit dem weiblichen Jungvieh, von wo aus sich ein herrlicher Blick auf die Stadt Dresden bot. Als wir weiterfuhren, um die Mutterkuhherde zu besichtigen, staunten doch die meisten von uns etwas ungläubig. Eingerahmt von der Elbe auf der einen und einem sehr stark frequentierten Rad- und Wanderweg auf der anderen Seite fanden wir uns quasi mitten in Dresden wieder. Die imposante Herde wurde durch einen flexiblen Elektrozaun auf der extensiv bewirtschafteten Fläche fixiert. Bedingt durch das winterliche Elbhochwasser muss dieser zum Ende der Vegetation abgebaut und entfernt werden. Ralf wusste einige Geschichten über Begegnungen mit Hundehaltern zu berichten, über Situationen, die sich ergaben, wenn die Herde sich selbständig gemacht hatte, oder besorgte Tierschützer die Polizei bemühten, weil sie glaubten, vermeintliche Probleme erkannt zu haben. Nach ausführlicher Diskussion bei Kaffee und Kuchen am Elbufer bezogen wir unser Hotel, um uns auf den Abend vorzubereiten.
Denn da erwartete uns eine Wanderung in den Weinbergen der Radebeuler Lößnitz. Das in unserer Republik am nördlichsten gelegene Weinanbaugebiet wird von acht Weinbaubetrieben bewirtschaftet und profitiert von den klimatisch günstigen Bedingungen des Elbtals. Der Aufstieg über die mehr als 300 Stufen wurde belohnt durch einen beeindruckend schönen Ausblick und das anschließende gemeinsames Abendessen im Restaurant.
Der Samstag begann mit einer geführten Stadtrundfahrt in einem Doppeldeckerbus durch Dresden. Die Sächsische Landeshauptstadt Dresden ist nicht nur politisches, sondern gleichzeitig auch historisches, kulturelles und wissenschaftliches Zentrum des Freistaates. Nicht zuletzt, weil dieser hier viele seiner staatlichen Bildungs- und Kultureinrichtungen konzentriert hat und die Region um Dresden gilt als eine der wirtschaftlich dynamischsten in Deutschland. Nicht umsonst gehört Dresden mit über 10 Millionen Besuchern jährlich zu den beliebtesten Reisezielen Deutschlands. Wir konnten uns kaum satt sehen und nach Ende der Rundfahrt haben wir die historische Altstadt zu Fuß erkundet, dann erwartete uns schon der nächste Programmpunkt in einem Örtchen namens Eutrich. Es gehört zu Königswartha, einem Dorf in der Oberlausitz im Zentrum des Landkreises Bautzen.
Dort besichtigten wir den Betrieb von Kornelia Helm. Als wir ankamen, waren noch Aufräumarbeiten in vollem Gange, denn am Vortag hatte Kornelia ihren Mann Stefan geheiratet. Die beiden nahmen sich trotzdem sehr viel Zeit, uns ihren vielseitig ausgerichteten Betrieb vorzuführen. Kornelia hatte diesen vor zwei Jahren von ihrer Mutter übernommen und derzeit werden auf 70 ha Grünland 16 Mutterkühe, 100 Heidschnucken und 9 Pferde gehalten. Der größte Teil der extensiv gewirtschafteten Fläche ist langfristig gepachtet und die Salersherde soll auf 25 Mutterkühe aufgestockt werden. Die männlichen Absetzer werden verkauft und die weiblichen zunächst behalten, um die besten selbst einzustellen. Angestrebt wird eine Abkalbung im Mai, da die Tiere zu diesem Zeitpunkt die Winterweide verlassen.
Wenn behördliche Auflagen es ermöglichen, möchte man die Pensionspferdehaltung ausweiten, ebenso wie die Direktvermarktung von Fleisch- und Wurstwaren. Weiterhin möchte man die Besucherfrequenz von Schulen erhöhen. Schon jetzt kommen die Kinder gerne, denn es gibt neben den Kühen, Pferden und Schafen noch Geflügel und Kaninchen, selbst 6 Sattelschweine haben ein Zuhause gefunden. Nach einem leckeren Mahl – es gab Rindfleisch in Meerrettichsoße – wünschten wir der jungen Familie für ihre Zukunftspläne alles Gute und strebten unserem nächsten Ziel, dem Vorwerk Podemus Bioschlachthof in Dresden zu.
Der Schlachthof gehört zu einem ökologisch wirtschaftenden Gut im Dresdener Stadtteil Podemus mit 250 ha Fläche und einer bewegenden Geschichte. Im Jahre 1093 vom Bistum Meißen erbaut, wurde er zwischen 1900 und 1960 privat und eigenständig betrieben. Zu Zeiten der russischen Besetzung wurden Privatbetriebe stark gegängelt und so war der Großvater des heutigen Betriebsleiters Bernhard Probst nach Heidelberg geflüchtet. Nach der Wende kam Probst zurück. Die ersten Jahre als Ökobetrieb waren sehr schwierig. Es wurde eine Direktvermarktung aufgebaut, ein Koch, ein Metzgermeister und weitere Mitarbeiter eingestellt. Mittlerweile floriert der Betrieb sehr gut, den Bernhard zusammen mit seiner Frau Vera führt. In dem Schlachthaus, das vor 8 Jahren neu gebaut wurde, werden in der Woche bisweilen 15 Rinder und 10 Schweine geschlachtet. 60% davon werden in 9 Verkaufsstellen vermarktet, Ziel ist es, dabei das gesamte Tier zu verwerten. Neueste Idee ist die Produktion von zartestem für sechs Wochen im Schrumpfbeutel gereiftem Rindfleisch.
Am Abend fand die Mitgliederversammlung statt. Der Vorsitzende Thomas Johlen begrüßte die Teilnehmer und informierte über Aktivitäten und Veranstaltungen im abgelaufenen Jahr. Er berichtete unter anderem von der Züchterfahrt nach Frankreich anlässlich der Landwirtschaftsausstellung in Clermond Ferrant mit Schwerpunkt Salers und den Käufen von Zuchttieren auf Betrieben im Zentralmassiv. Des Weiteren beschrieb er die Ergebnisse der Grünen Woche in Berlin und gab einen Überblick über Entwicklungen im Bereich der Rinderzucht und der Arbeit des ADR und des BDF.
Die sich anschließende Vorstellung des Kassenberichts durch Bernd Nolte und der Bericht des Kassenprüfers führten zur einstimmigen Entlastung des Vorstands.
Der Abend endete mit Fotos der letzten Versammlung, von der Grünen Woche und der Frankreichfahrt.
Am Sonntagmorgen konnten wir etwas länger schlafen. Der Termin beim Limousinhof Klemm war um 10:00 Uhr. Wir wurden sehr herzlich empfangen und durch die Stallungen geführt. Kurz nach unserer Ankunft in Hartmannsdorf, einem Ort im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, traf auch der Betriebsleiter, Michael Klemm, ein. Er kam von der Landwirtschaftsausstellung in Clermond Ferrant in Frankreich zurück und entlud zwei Jungbullen von seinem Anhänger, die er dort erstanden hatte.
Danach nahm er sich viel Zeit um uns seine Konzepte zur Zucht und Vermarktung der Rinder vorzustellen. Der Betrieb umfasst 551 ha Fläche, davon 385 ha Grünland einschließlich 208 ha Naturschutzfläche. Die 250 Mutterkühe der Rasse Limousin und 13 Aubrac-Kühe, allesamt Herdbuchtiere, werden im Winter in drei Boxenlaufställen mit Stroheinstreu gehalten und ausschließlich mit selbst angebautem Grünfutter und eigener Getreidemischung gefüttert. Die beste weibliche Nachzucht wird zur Remontierung selbst gehalten, Jungbullen als Zuchtbullen im In- und Ausland verkauft und die anderen Tiere regional als Fleisch im Hofladen oder Gastronomie vermarktet.
Dem Limousinhof angegliedert ist das Unternehmen Vieh und Fleisch M. Klemm, ein QS „Tiertransportunternehmen“ mit EU-Sammelstelle und einer Metzgerei sowie der Betriebszweig Friedensdorfer Agrargenossenschaft mit 520 ha Land und 450 Mastplätzen in drei Boxenlaufställen mit Stroheinstreu. Vielen Dank an Herrn Klemm, der trotz der durchfahrenen Nacht bei den vielen Fragen keine Antwort schuldig blieb.
Den Abschluss unserer diesjährigen Veranstaltung bildete der Besuch der Stracos-Erlebniswelt Colmnitz zwischen Dresden und Freiberg. Dort sahen wir Holzkunst aus dem Erzgebirge und aus eigener Produktion sowie eine Vielzahl an besonderen Geschenkartikeln und Dekorationsideen. Der Besuch des Galerierestaurants rundete den Besuch ab und wir fuhren mit vielen neuen und tollen Eindrücken zurück nach Hause, nachdem wir uns bei Familie Pietsch für das abwechslungsreiche Programm und die hervorragende Organisation bedankt haben. Das Treffen im Oktober des nächsten Jahres soll bei unserem Züchterkollegen Mario Fischer in Friedberg, Brandenburg stattfinden.