Generalversammlung des Bundesverbandes Deutscher Salerszüchter sowie Besichtigung von Mitgliedsbetrieben
Vom 30.9 bis zum 03.10.2016 kamen die Mitglieder des BVS aus dem gesamten Bundesgebiet zum alljährlichen Treffen zusammen. Am frühen Abend trafen die Teilnehmer aus allen Richtungen beim Hof von Margitta und Helmut Führer in Wusterhausen/ Brandenburg ein. Das in der Einladung beschriebene gemütliche Essen in der Natur war von den Führers unter Mithilfe befreundeter Nachbarn vorbereitet worden. Es war perfekt. Mit viel Liebe und Aufwand dekoriert und geschmacklich vorzüglich. Neben Gegrilltem und den verschiedensten Salaten gab es selbst erzeugten Fruchtsaft, Aufgesetzten aus der Holunderblüte und Willkommensgeschenke. Anschließend ging es auf die Weide, zu den Mutterkühen mit ihren Kälbern. Die Führers bewirtschaften im Nebenerwerb einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb. Auf 25 ha werden 10 Mutterkühe mit Nachzucht gehalten.
Noch vor Einbruch der Dunkelheit konnten wir die Mutterkuhherde mit ihren Kälbern besichtigen. Da alle Kühe von einem befreundeten Tierarzt künstlich besamt werden, waren als einzige männliche Tiere drei stramme Schlachtbullen (2 x Impex, 1 x Seducteur) des vergangenen Jahres zu sehen. In der Herde liefen noch zwei Ochsen. Deren Entwicklung war nicht ganz überzeugend, so dass die Familie Führer diese Mastmethode nicht weiterverfolgen will. Margitta Führer beschrieb uns die Abstammung der Kühe und der aus der Besamung stammenden Kälber mit großer Sicherheit und man hörte heraus, dass sie die Salerszucht mit großer Leidenschaft betreibt.
Nach einem eines rundum gelungenen Abend und erholsamen Schlaf im nahe gelegenen Hotels ging es am nächsten Morgen zum Mitgliedsbetrieb von Sabine und Marko Krüger in Garlitz.
Vor ca. 10 Jahren hat Sabine den Betrieb von ihrem Vater übernommen. Dieser wiederum gründete seinen Betrieb 1991. Die schwarzbunten Kühe, die er damals übernahm wurden gegen 80 Fleckviehkühe eingetauscht. 1993 wurden die ersten 40 Salers-Kühe gekauft. Heute ist der Viehbestand auf 120 Salers und ca. 100 Fleckviehkreuzungskühe angestiegen. Die Krügers betreiben als Bio-Betrieb seit 10 Jahren Färsenmast, die männlichen Absetzer werden verkauft. Sie werden vornehmlich konventionell vermarktet, die Nachfrage nach biologisch erzeugten Absetzern nimmt nur langsam zu. Alle Tiere, die den Hof verlassen, werden gewogen. Die Flächen der Krügers liegen größtenteils im Naturpark Westhavelland. Die Naturschutzauflagen zum Wohle der Großtrappen bedingen eine Bestandsführung ohne Düngung und eine späte Maht. Bei der relativ geringen Futterqualität bietet sich die Färsenmast an, wobei die Kreuzungsprodukte mit Charolais die besten Zunahmen aufweisen. Die Tiere überwintern auf Strohmatten und werden in selbstgebauten Futterwagen mit Silage und Heu versorgt.
Nach Vorstellung der Betriebsdaten und anschließender Diskussion ging es hinaus zum „Großtrappen-Beobachtungsturm“. Zu dieser Jahreszeit halten sich die Trappen gewöhnlich nicht in dem eigens für sie eingezäunten Bereich von 30 ha auf, sondern nutzen als Futtergrundlagen die umliegenden mit Gründünung bestellten Ackerflächen. Deshalb war es uns nicht vergönnt, die stattlichen, flugfähigen Großvögel zu beobachten, wohl aber konnten wir den Großteil des auf sechs Herden verteilten Viehbestands sehen. Als wir den Turm verließen, überraschte uns Sabine mit einem „Trappenlikör“, einer Kräuterspezialität der Region. So gestärkt fuhren wir die einzelnen Herden an. Wir sahen eine stattliche Mutterkuhherde und ansprechende Mastprodukte. Die Zeit verging im Fluge und langsam machte sich der Hunger breit. Es ging deshalb weiter zum Straußenhof in Großderschau.
Aus der Historie heraus bezeichnet sich Großderschau als Kolonistendorf, da schon Friedrich der Große vor ca. 250 Jahren das Moor- und Sumpfgebiet besiedeln und urbar machen ließ. Der Straußenhof wurde 2004 auf einem ehemaligen Hopfenhof eingerichtet und seit 2011 gewirtschaftet Enrico Dams mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Hof, dem ein Café, eine Gaststätte und ein Hofladen angegliedert sind. Einem Besuch des Cafés mit entsprechender Stärkung folgte ein Rundgang mit Führung. Wir erfuhren, dass die Hennen in der Brutsaison jeden 2. Tag ein Ei legen, sofern die Eier entnommen werden. Das Einsammeln der frisch gelegten Eier gestaltet sich nicht immer einfach. Man muss einen Moment abwarten, in dem die Hennen abgelenkt sind, denn sie sind nicht immer einverstanden damit, dass man ihnen die Eier entwendet und sie können eben auch sehr schnell laufen. Die eingesammelten Eier werden entweder vermarktet oder kommen in den Brutkasten. Nach 21 Tagen schlüpfen die Küken, die manchmal menschliche Unterstützung beim Aufbrechen der harten Schalen bekommen. Da sie keinen Eizahn besitzen, würden sie die Schwerstarbeit unter Umständen nicht allein bewältigen können. Auf dem Straußenhof werden ca. 100 Küken pro Jahr nachgezogen. Die heranwachsenden Schrauße wechseln in regelmäßigen Abständen das Gehege. Dabei kommen sie der Schlachtbox räumlich immer näher. Mit ca. 2 Jahren werden sie der Schlachtung zugeführt. Weibliche Tiere haben dann ein Lebendgewicht von 100 kg, die männlichen Vögel sind mit knapp 140 kg deutlich schwerer. Uns Rinderzüchter verwunderte die relativ geringe Ausschlachtung. Vom Hahn bleiben ca. 30 kg Brustfleisch plus Hals für eine leckere Suppe.
Die Tiere zur Bestandsergänzung beginnen nach drei Jahren mit der Eiablage. Da sie 70 bis 80 Jahre alt werden können, bedarf es nicht so vieler Vögel für den eigenen Betrieb. Allerdings forderte schon ein Wolf seinen Tribut. Nach einem wirklich interessanten und informativen Aufenthalt auf dem Straußenhof fuhren wir weiter zum Kolonistenmuseum. Das Museum veranschaulicht die Besiedlung des Rhinluchs und Dossebruchs im 17. und 18 Jahrhundert. Mit Maßnahmen zur Trockenlegung der morastigen Luchwiesen durch Friedrich Wilhelm I. und der Anwerbung von Kolonisten aus allen Ländern Deutschlands durch Friedrich II. wurden in diesem Landstrich Bedingungen geschaffen, die eine Ansiedlung von Handwerkern und Landwirtschaft möglich machten. Betrieben wird das Museum von vielen ehrenamtlichen Helfern des Vereins „Initiative Begegnungszentrum Großderschau e.V.“ Wir wurden eingeladen, die Herstellung von Sauerrahmbutter zu erleben und durften die fertige Butter im Anschluss verköstigen.
Die Butterherstellung hat historische Bedeutung. 1732 wurde von König Friedrich Wilhelm I. in Königshorst die Lehranstalt für Butter- und Käsebereitung, im Volksmund „Butterakademie“ genannt, ins Leben gerufen. Ziel war die Einrichtung einer Milchwirtschaft nach holländischen Vorbild und die Verbesserung der Herstellung von Milch, Butter und Käse in Preußen.
Im Anschluss besichtigten wir die liebevoll eingerichtete Außenanlage des Museums. Dort sind historische Geräte und Maschinen zur Bodenverbesserung und –bearbeitung zu sehen. Interessierte besichtigten die 1785 erbaute Kirche. Sie wurde als Simultankirche sowohl von Lutheranern als auch Reformierten genutzt, da unter den neuen Ansiedlern auch viele reformierten Bekenntnisses waren.
Anschließend besuchten wir Ritter Kalbutz in Kampehl. Dabei handelt es sich um eine berühmte Mumie, deren Geschichte bis heute nicht restlos geklärt wurde. Die Mumie des „nackten Ritters“ Christian Friedrich von Kahlbutz (1651–1702) hat sich auf mysteriöse Weise mehr als 300 Jahre lang erhalten.
Dieser Ritter hatte an der Seite des Kurfürsten Friedrich-Wilhelm von Brandenburg äußerst tapfer gegen die Schweden gekämpft und wurde daher von seinem Fürsten mit einem Lehen belohnt: dem brandenburgischen Dorf Kampehl bei Kyritz. Dort heiratete er eine Frau aus einem alteingesessenen Adelsgeschlecht und hatte mit ihr mehrere Kinder. Wohl aber nicht nur mit ihr. Der Legende nach spürte der Ritter allen Röcken der Gegend nach und zeugte etliche namenlose Nachfahren. Der lüsterne Ritter soll sogar das „Recht der ersten Nacht“ wieder eingeführt haben, um die jungen Bräute des Dorfes in sein Bett zu zerren. Eines Tages, so behauptet die Legende, hatte Ritter Kahlbutz seine Augen auf die Magd Maria Leppin geworfen, Tochter eines Schmieds und die schönste Frau weit und breit. Die Magd allerdings wehrte die aufdringlichen Annäherungsversuche des Ritters immer wieder ab. Darüber geriet der Ritter in Rage. Um sich an der tapferen Magd zu rächen, erschlug er ihren Verlobten, einen Schäfer, als der gerade seine Herde in den Ort treiben wollte. Maria Leppin klagte den Ritter öffentlich an. Dank seines Standes wurde er vor Gericht nicht verurteilt, obwohl seine Täterschaft erwiesen schien. Dem Gericht genügte ein Schwur des Ritters, der seine Unschuld beteuerte. Christian Friedrich von Kahlbutz gab seinem Eid ein besonderes Gewicht: Er sei nicht der Täter – und solle er es doch gewesen sein, so möge Gott dafür sorgen, dass sein Leichnam niemals verrotten solle.
Mit leicht düsteren Gedanken und einsetzender Dämmerung ging es zurück zum Hotel, wo bei allerlei Leckerem vom Grill, netten Gesprächen und Bildern von Treffen vergangener Zeiten der Tag seinen Ausklang fand.
Sonntags ging es nach dem Frühstück zur Stephanus‐Stiftung in Heilbrunn. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Stiftung für Menschen mit Behinderung. Umgeben von Wiesen, Wäldern und Seen, leben hier 69 Menschen mit Behinderung in kleinen Wohngruppen mit Einzelzimmern zusammen. In den Stephanus-Werkstätten Ostprignitz-Ruppin gibt es unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten für die Bewohner. Zum Beispiel in der Tierhaltung, dem Ackerbau oder der Fleischerei. Der landwirtschaftliche Bereich umfasst als Gemischtunternehmen 270 ha Fläche mit ca. 70 Mutterkühen der Rassen Charolais und Fleckvieh. Es wird Schweine‐ und Rindermast betrieben und auf dem Gelände befindet sich eine Fleischerei mit Hofladen. Während des Rundgangs über das Gelände erfuhren wir, dass in der Woche 10 Schweine und ein Rind vermarktet werden. Überall in den Stallungen und auf dem Gelände waren die eifrigen Bewohner zu beobachten, wie sie mit viel Hingabe ihre Arbeit mit und für die Tiere verrichteten. Ihnen zur Seite stehen drei Gruppenleiter und der Leiter des Betriebs. Auch auf dem Acker gibt es viel Handarbeit zu verrichten. So werden z.B. 1,5 ha Futterrüben von Hand geerntet. Passend zum Abschied durften wir beobachten, wie die 50 auf der Weide gehaltenen Gänse in ihren Stall getrieben wurden. Ein Gemeinschaftsprojekt, dass vorbildlich erledigt wurde, trotz der vielen fremden Menschen.
Nach einem Mittagessen am Untersee ging es weiter Richtung Grabow. Dort stand die Besichtigung des landwirtschaftlichen Betriebs von Dr. Manfred Leberecht an. Dr. Leberecht betreibt einen Biobetrieb mit 250 ha Acker und 110 ha Grünland. Die Mutterkuhhaltung begann 1991 zunächst mit Salers und Salerskreuzungen. Die Kuhzahl von zunächst 250 wurde im Laufe der Zeit auf 140 heruntergefahren, um sie der Futtergrundlage bei biologischer Bewirtschaftung anzupassen. Mittlerweile sind vor allem über Zukauf von Fleckvieh aus Bayern die Salers weitestgehend zurückgedrängt. Mit Stolz zeigte uns Dr. Leberecht zum Ende des Besuchs seine in Dänemark erworbene Angusherde, die er noch weiter aufbauen möchte. Alle Kühe überwintern auf der Winterweide auf einem Sandstandort.
Nach einer angeregten Diskussion über die Rahmenbedingungen der landwirtschaftlichen Produktion und die Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Rinderrassen verließen wir Grabow in Richtung Hagenow, wo wir in unser Hotel eincheckten.
Am Abend folgte die Generalversammlung des BVS. Der in der Versammlung herausgearbeitete Beschluss, im Januar 2018 an der Bundesrasseschau anlässlich der Grünen Woche in Berlin teilzunehmen ist überholt, da die Messegesellschaft zwischenzeitlich mitgeteilt hat, wegen Renovierungsarbeiten die für die Unterbringung der Rinder vorgesehene Halle für mindestens zwei Jahre nicht zur Verfügung stellen zu können.
Die Landwirtschaftsausstellung in Clermont-Ferrand (Frankreich) hat ihren Rasseschwerpunkt Salers im Oktober 2018. Die Planungen laufen darauf hinaus, eine Mitgliederfahrt zu organisieren. Daher ist die Ausführung des Mitgliedertreffens in 2018 anders zu gestalten. In diesem Jahr soll das Treffen vom 25. bis zum 27. August in Baden-Württemberg stattfinden. Vorbereitet vom Mitgliedsbetrieb Eberhard Breitling wird die Veranstaltung mit Sicherheit wieder interessant und kurzweilig.
Während der Versammlung wurden Kenndaten von interessanten Besamungsbullen vorgestellt. Der Vorstand wurde beauftragt, eine Sammelbestellung zu organisieren. Die bestellten Portionen sind mittlerweile bei den zuständigen Besamungsstationen angekommen und können eingesetzt werden.
Ebenso wurden Muster von Westen und Jacken mit BSV-Logo vorgestellt. Auch die ersten Bestellungen wurden den Mitgliedern mittlerweile zugestellt.
Turnusmäßig wurde der Vorstand neu gewählt. Bis auf die stellvertretene Vorsitzende wurden alle anderen Vorstandsmitglieder für weitere drei Jahre bestätigt. Karin Zimmermann ließ mitteilen, dass sie aus Arbeits- und Zeitgründen das Amt nicht mehr ausführen könne. Zum neuen Stellvertreter wurde einstimmig Eberhard Breitling aus Aidlingen gewählt. Die Versammlung endete mit einer Fotostrecke über das letztjährige Treffen.
Am nächsten Morgen ging es hinaus zum Betrieb von Verbandsmitglied Reinhard Leifels. Reinhard empfing uns an seiner Hofstelle, wo wir einige vielversprechende gehörnte und auch genetisch hornlose Jungbullen zu sehen bekamen. Anschließend fuhren wir zu den Mutterkühen mit ihren Kälbern bei Fuß. Mit Stolz zeigte uns Reinhard seine kleine Herde mit schwarzen Kühen. Die anderen Tiere sind auf mehrere Herden in den umliegenden Ortschaften verteilt. Neben den rahmigen Kühen konnten wir uns von der Qualität einiger Jungrinder überzeugen, die teilweise ebenfalls hornlos waren. Für einige Züchter noch ein ungewohnter Anblick aber mit Blick in die Zukunft ein wichtiges Zuchtziel.
Der Herdenbesichtigung folgte eine Besichtigung der Wittenburger Mühle mit professioneller Führung. Der Anblick der mit Liebe ins Detail renovierten, 15 Meter hohen Windmühle war imposant. Der Förderkreis Mühle Wittenburg e.V. organisiert Führungen und Vorführungen in der Erdholländer-Windmühle, die 1890 aus Schwerin nach Wittenburg umgesetzt wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie wieder in Betrieb genommen und ab 1955 mit einem Gemisch aus Wind- und elektrischer Energie betrieben. 1971 wurde die Schroterei eingestellt und der Erhalt der Mühle konnte durch den Ankauf durch den Landkreis gesichert werden. Nach vielen spannenden Informationen zum Thema Mahlvorgang im Allgemeinen, den unterschiedlichsten Mühlenarten bis hin zu den Besonderheiten in Wittenburg führte uns der Weg zum „Landgasthof Zur Mühle“. Dort hatten die Betreiber ein mit vielen köstlichen kulinarischen Leckerbissen ausgestattetes Buffet aufgebaut. Für jeden etwas dabei und der große Speisesaal gestattete Abschlussgespräche, denn im Anschluss ging es zurück in die Heimat, vollgepackt mit Eindrücken aus Brandenburg und Mecklenburg. Reinhard und Jutta Leifels, die das Programm in Mecklenburg organisiert hatten, versüßten uns den Abschied mit einem Sortiment berühmter Schokoküsschen aus Grabow.
Hubertus Johlen