Generalversammlung des Bundesverbandes Deutscher Salerszüchter sowie Besichtigung von Mitgliedsbetrieben
Vom 25.08. bis zum 27.08.2017 kamen die Mitglieder des BVS aus dem gesamten Bundesgebiet zum alljährlichen Treffen zusammen. Am frühen Nachmittag trafen die Teilnehmer aus allen Richtungen auf dem Haldenhof von Renate und Eberhard Breitling in Aidlingen, Baden-Württemberg ein. Zur Begrüßung gab es Kaffee, Kuchen und auch Kaltgetränke. Es war ein schöner sonniger Augusttag und nach der teilweise langen Anfahrt nahmen wir das Angebotene im Schatten eines stattlichen Walnussbaums dankend an. Der Begrüßung durch den Vorsitzenden Thomas Johlen und den Willkommensworten von Eberhard Breitling ging es zu den Salers. Die Familie Breitling bewirtschaftet einen Betrieb mit 50 Salers, Direktvermarktung und Ackerbau. In ihrem Hofladen in Deufringen bieten sie Rindfleisch, Dosenwurst, aber auch Eier und Obst aus der Region zum Verkauf. Im Offenstall mit Weidegang erwartete uns eine imposante homogene Herde bestehend aus Herdbuchkühen mit ihren Kälbern bei Fuß und ein in 2012 geborener Altbulle, den Eberhard in Frankreich erworben hat. Da er bald einen neuen Zuchtbullen braucht, blickt er bereits über die Landesgrenze, denn Züchter in Frankreich sind für ihn so nah an der Grenze genauso schnell zu erreichen, wie Kollegen in Deutschland. In den vergangenen Jahren hatte Eberhard mehrfach Jungbullen auf der Teststation der Französischen Zuchtgesellschaft gekauft. Das hatte den Vorteil, dass er bereits Leistungsdaten zu diesen Bullen mitbekam. Seine Mutterkuhherde überwintert in dem Offenstall mit frostsicheren Tränken, die auch bei strammen Frosttemperaturen zuverlässig die Wasserversorgung gewährleisten. Das Jungvieh und die Schlachtbullen für die Direktvermarktung stehen unter einer Überdachung, die zu einer Seite hin windgeschützt ist.
Nach ausführlichem Austausch und Diskussionen über die Haltung in Offenställen ging es zum Einchecken ins Hotel in Gärtringen. Dem leckeren Essen im Hotel folgte die alljährliche Mitgliederversammlung. Die Mitglieder nahmen mit Enttäuschung auf, dass die Bundesschau „Schwarz Rot Gold – Robust“ im Rande der Internationalen Grünen Woche in Berlin nicht wie geplant stattfinden konnte. Der Vorsitzende, Thomas Johlen, beschrieb, dass die Messe in Berlin die für die Aufstallung der Rinder vorgesehene Halle umwidmen möchte. Eine Ausstellung von Fleischrindern sei frühestens erst wieder im Jahr 2020 möglich. Nach eingehender Diskussion über Alternativen, z. B. im Zusammenhang mit der Leibiger Messe oder der MeLa in Mühlengeez, Mecklenburg wurde der Vorstand beauftragt, vielleicht auch im Zusammenwirken mit anderen kleineren Zuchtverbänden eine Lösung zu finden.
Vom 3. bis zum 5. Oktober 2018 findet die Landwirtschaftsmesse SOMMET DE L’ELEVAGE in Clermont-Ferrand statt. Die weltweit führende Ausstellung der Rindfleischbranche in Frankreich zeigt Fachkompetenz in Sachen Tierproduktion und Genetik. In diesem Jahr werden die Züchter der Rasse Salers als Hauptrasseblock eine Kollektion von 400 der besten Tiere dieser Rasse vorstellen. Da sich in der Versammlung reges Interesse an einem Besuch dieser Fachmesse zeigte, wurde vereinbart, eine Teilnahme mit interessantem Begleitprogramm zu planen. Erste Gespräche sind gelaufen und es ist jetzt wichtig, die Zahl der Mitfahrer festzustellen. Alle diejenigen die interessiert sind, werden gebeten, sich zeitnah für eine verbindliche Teilnahme beim Vorstand zu melden.
Ein weiteres Highlight in diesem Jahr stellt das mittlerweile 25-jähriges Bestehen des Salers-Verbandes in Deutschland dar. Aus diesem Anlass soll das Programm zum diesjährigen Mitgliedertreffen vom 23. bis zum 25. August 2018 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen genutzt werden, auch Gründungsmitglieder des Verbandes und andere Förderer der Salerszucht einzuladen und entsprechend zu würdigen. Mit Vorführung einer Bilderschau und netten Gesprächen endete der Abend.
Am nächsten Morgen ging es zur Domäne Homburger Hof, einer ökologischen Landwirtschaft in Grosselfingen. Dort begrüßte uns Landwirtschaftsmeister Christof Weeber. Er leitet seit 2010 die Geschicke des landwirtschaftlichen Bereichs und führte uns professionell durch die Anlage, deren Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Die baulichen Anlagen standen zuletzt leer und waren recht runtergekommen. 2009 wurde ihr von dem Unternehmer Egon Schanz neues Leben eingehaucht. Ein Großteil der Gebäude wurde restauriert und der Hof in historischem Rahmen erweitert. Seither betreibt Familie Schanz eine ökologische Landwirtschaft nach den Bio-Richtlinien des Naturland-Verbandes. Zunächst als kleiner Familienbetrieb im Hobby betrieben, wurde die Landwirtschaft nach und nach erweitert, der Viehbestand aufgestockt, zunächst über den Import eines gesamten Bestandes von 14 Kühen und einem Bullen aus Frankreich. Herr Schanz hatte sich in die Salers verliebt und so stehen heute 220 Stück Vieh auf den Weiden und in den Stallungen. Darunter befinden sich noch ca. 20 Kreuzungstiere. Mittlerweile sei das Maximum erreicht, berichtete uns Christof Weeber. Zukauf von Zuchttieren sei nicht mehr nötig, die Remonte könne über die eigene Nachzucht generiert werden. Über Zukauf von Acker- und Grünlandflächen und Kooperationen mit anderen Landwirten wurde zudem der Anspruch umgesetzt, das Futter für die Tiere selbst zu produzieren.
Die Optimierung der Vermarktungsschiene wurde durch Übernahme und Ausbau einer Metzgerei im Ort umgesetzt. Dort kümmert sich ein Metzgermeister mit entsprechendem Personal um die sachgerechte Verarbeitung der biologisch erzeugten Produkte. Die Kunden honorierten die hohe Qualität des Fleisches und waren bereit, höhere Preise zu akzeptieren. Was lag bei jetzt näher, als eine Gastronomie und eine Festscheune auszubauen. Dort werden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt.
Beim Rundgang auf der Weide sahen wir die Mutterkühe, die meisten mit französischen Ohrmarken und einen der drei Altbullen. Die Tatsache, dass der Aufbau der Herde durch Zukauf von verschiedenen Züchtern erfolgte, ist noch sichtbar. Vom Exterieur her durchaus vielfältig, fanden wir alle unseren Lieblingstyp vertreten. Der nächste Schritt für Herrn Weber wird die Selektion auf den von ihm präferierten Typ sein. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wird eine Winterkalbung angestrebt. Weil das Abkalben im Offenstall mit Tretmist und Abschiebeeinrichtung nicht immer problemlos erfolgt, sollen zusätzlich Abkalbeställe gebaut werden.
Alles in allem ein sehr interessanter Besuch auf einem hochmodernen Betrieb, der in weiteren Bereichen, seien es Wollschweine oder die Erzeugung von Liquoren in mannigfaltigen Geschmacksrichtungen expandiert.
Beim abschließenden Festmahl in der Gastronomie – natürlich Fleisch vom Salers – konnte Herr Weber noch viele interessante Fragen beantworten, so auch die, was es mit den mobilen Hühnerställen in der Nähe der Hofeinfahrt auf sich hat. Die insgesamt 1200 Legehennen gehören der Rasse Lohmann Braun an und werden in vier mobilen und einem Feststall gehalten. Sie bilden mittlerweile das „Zugpferd“ der Direktvermarktung.
Voller Eindrücke und mit der einen oder anderen Anregung zur Umsetzung eigener Ideen ging es zum nächsten Ziel, der Burg Hohenzollern. Bei herrlichstem Wetter konnten wir den Stammsitz des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern erobern. Die imposante Befestigungsanlage mit seinen Burgen und den Schlossgebäuden mit ihren Innenräumen zogen uns in Ihren Bann und wir konnten ein jung vermähltes Paar gut verstehen, das mit seinen Gästen hier in der Anlage den schönsten Tag des Lebens feierte. Die Zeit verging wie im Fluge und der Rückmarsch zu den Parkplätzen gestaltete sich recht angenehm im Schatten der Bäume.
Am späten Nachmittag erreichten wir den Mitgliedsbetrieb von Karin Zimmermann in Gäufelden, Tailfingen. Wir kamen gerade richtig, um sie beim Melken ihrer Milchschafe zu überraschen. Karin hat ihre Salers-Herde auf drei Tiere abgestockt, zieht ein paar schwarzbunte Rinder heran aber möchte ihr Hauptaugenmerk auf die Produktion von Schafmilch und deren Verarbeitung zu Käse, Molke und anderen leckeren Produkten nebst deren Vermarktung setzen. Die Schafherde ist inzwischen auf 57 Tiere angewachsen, sie werden in einem selbst konstruierten Melkstand professionell gemolken. Draußen sahen wir eine sehr ansprechende Herde von Jungschafen der Rasse Manech, einer französischen Milchschafrasse. Karin erhofft sich von diesen Schafen eine Leistung von 300 -330 kg/ Milch pro Jahr. Die Tiere können bis zu 240 Tage gemolken werden.
Bei der Besichtigung der drei Salers – eine ältere Kuh und zwei Kalbinnen – erzählt uns Karin, dass sie eine dieser Kalbinnen hätte zur Bundesschau bringen wollen, aber diese fällt ja leider aus. Das Rind, ein Nachkomme des berühmten französischen Bullen Trafalgar, bestach durch seinen Typ, seine Bemuskelung und enorme Größe. Es wäre schwer für andere Tiere geworden, sich mit dieser Färse messen zu lassen. Der schöne und interessante Tag klang aus mit einer zünftigen Mahlzeit vom Grill gereicht mit bunten Salaten und Kaltgetränken. Der Grill wurde fachmännisch bedient von Armin, Karins Lebensgefährte. Vielen Dank an die beiden für den schönen Abend.
Der nächste Morgen führte uns zum Mitgliedsbetrieb von Katrin Lutz in Gärtringen. Die Familie Lutz hält 120 Salers und betreibt eine Direktvermarktung mit Hofladen. Ein weiteres Standbein bildet der Ackerbau. Die Kühe können direkt vom Stall aus auf die Weide und nutzen diesen auch im Sommer um angebotenes Raufutter aufzunehmen. Die Masttiere für die Direktvermarktung stehen im Altgebäude mit Tretmist und Schieberentmistung. Wir waren beeindruckt von den außerordentlichen Zunahmen dieser Tiere. Nach regem Austausch über das Erlebte und einer von Familie Lutz gereichten Gulaschsuppe mit Salersfleisch traten wir den Heimweg an, nicht ohne das ein oder andere Proviant oder Souvenir im geordneten und reichhaltig bestückten Hofladen zu erwerben. Ein ausdrücklicher Dank gilt den Organisatoren Renate und Eberhard Breitling die alles hervorragend vorbereitet haben und natürlich den Betrieben die sich so toll präsentierten.
Hubertus Johlen