Bundesverband deutscher Salerszüchter und -halter

Clermont Ferrand 2009

Bon Voyage

Alle Jahre wieder – Anfang Oktober  – wird Clermont Ferrand in Frankreich zum magischen Anziehungspunkt der europäischen Fleischrinderzüchter.
So machte sich dieses Jahr auch ein Bus aus Deutschland auf den Weg.
2009 wurde der nationale Concours der Salers ausgetragen.
Das bedeutete: 500 Salers auf engstem Raum im Ausstellungszelt! – Die nationale Elite der Salerszucht in Frankreich bei der Abschlusspräsentation im Ring. Da schlägt das Züchterherz höher.

– doch von Anfang an: Der deutsche Salerszuchtverband organisierte vom
08. bis 12.10.2009 eine Reise zur Sommet de l `Elevage. Eine Ausstellung zur Landwirtschaft und Viehzucht, mit Maschinen, vielen verschiedenen Tierrassen und allem was man zur Rinderhaltung benötigt.
Los ging die Fahrt in Bögelhuus an der dänischen Grenze. An verschiedenen Haltestationen wurden reisefreudige Züchter eingeladen. Nach einer unendlich erscheinenden Busfahrt erreichten wir erst gegen Mittag, am 09.10. die Ausstellungshallen. Phillippe Deiber von der UPRA- Salers nahm uns am Eingang in Empfang und brachte uns zu den Rindern. Auch ein kurzes Treffen mit dem Präsidenten der UPRA- Salers mit Fototermin kam zustande. Anschließend konnte jeder nach eigener Fasson die Messe besuchen.
Beeindruckend: Wie viele lokale französische Rinderrassen präsentiert wurden
( – mit dem entsprechenden französischen Feingefühl für Schönheit: das graumelierte Gascon Rind trägt ein violettes Halfter, sein menschlicher Begleiter im Ring  ein gleichfarbiges Poloshirt. Da sieht man, was eine gekonnte Präsentation ausmacht.).
Faszinierend auch die hohe Qualität der Ausgestellten Tiere aller Rinderrassen.
Beim Concours national de la race Salers werden nicht nur, wie z.B. auf der
Schwarz- Rot- Gold- Robust im Rahmen der Grünen Woche / Berlin 2010, einzelne Tiere eines Betriebes ausgestellt. Der größte Teil der Schau besteht aus Gruppen mit jeweils 5 weiblichen Tieren, derselben Altersklasse. Alle 5 Tiere stammen aus dem gleichen Betrieb. So kann die Zuchtarbeit in den einzelnen Herden beurteilt werden.
Gegen 15.00 Uhr begann im Ring die Abschlusspräsentation der Salers. Die Gruppensieger der einzelnen Leistungsklassen, Absetzer und Zuchtbullen, insgesamt um die 30 Tiere versammelten sich zu einem außergewöhnlichen Bild.
So endete die Sommet de l `Elevage  mit einem bildlichen Paukenschlag.

Voller Eindrücke schleppten wir uns anschließend zum Bus. Phillippe hatte ein Hotel und ein Abendessen „ der Region“ für uns organisiert, das nichts zu wünschen übrig ließ.

Nachdem am Samstagmorgen endlich alle aus den Betten waren, ging die Betriebstour los.
Von Châtel- Guyon an Clermont Ferrand vorbei kletterte unser Bus in den rund 1300m Parc naturel Regional des Volcans D`Auvergne nach St. Alyre- es- Montagne.
So kontinuierlich wie der Bus die Höhenmeter erklomm, fiel die Außentemperatur.
Auf dem Hochplateau angekommen, bot sich ein herrlicher Rundblick in eine sehr weitläufige Landschaft.
Im Sommer steigt die Temperatur nicht über 22° C, dafür sinkt sie im Winter bis unter -30° c. 2- 3m Schnee sind keine Seltenheit, und der Schneepflug zeigt sich dann auch nicht so schnell.

Familie Bafoil bewirtschaftet rund 175ha Grünland mit 100 Mutterkühen der Rasse Salers. Es ist eine der ältesten Salersherden Frankreichs. Die ersten aufgehängten  Plaketten von Ausstellungen stammen von 1971, jährlich sind bis 2009, ohne Unterbrechung, mehrere dazugekommen. Laut Phillippe ist der Betrieb schon wesentlich länger auf Schauen aktiv, allerdings ging der Platz aus, um alle Plaketten aufzuhängen.
Bis 1988 wurde auf dem Betrieb gemolken, seit dem wird Mutterkuhhaltung betrieben. Alles Futter wird auf dem Betrieb selbst erzeugt. Lediglich etwas Stroh und Kraftfutter für die Absetzer wird zugekauft.
Nachdem ausführlich jedes Tier angeschaut wurde, ging es weiter zum nächsten Betrieb.
Auf der Fahrt dorthin erzählte Phillippe grundsätzliches über die französische Salerszucht.
1890 wurde zum ersten Mal ein allgemein anerkanntes Zuchtziel für die Rasse Salers festgelegt. Es gibt 4 Linien in der Herdbuchzucht, auf die – mehr oder weniger, alle heutigen Salers zurück zu führen sind. Die gesamte Population ist in Frankreich inzwischen auf 200 000 Tiere angewachsen. Davon sind 30 000 im Herdbuch.
Rund 60% der Salerskühen werden mit Charolais gekreuzt. Nachdem vor einigen Jahren das Zuchtziel den ökonomischen Gegebenheiten angepasst wurde, es wird jetzt mehr Gewicht auf die Mast- und Fleischleistung gelegt, ist die Tendenz zur Reinzucht wieder steigend.
Das wurde auf dem zweitem Betrieb deutlich.
Die Familie Champeix bewirtschaftet 200ha.
15ha Mais, 5ha Triticale und 180ha Grünland. Es werden 25 Milchkühe und 120 Mutterkühe der Rasse Salers gehalten. Aus dem Betrieb kommen die Besammungsbullen Gitan und Doudou.
Viele Jahre lang wurden in Zusammenarbeit mit der Upra Salers Kreuzungsversuche mit anderen Rassen durchgeführt. Unter anderem wurden Blau- Weiße Belgier (Absetzer haben nicht genug Fleisch!), Blonde Aquitane (optimal für Kalbfleisch, aber nicht für Mastbullen/ färsen) und Charolais eingesetzt. Die Besten Ergebnisse für die Ausmast erreichte Salers X Charolais Kreuzungen. Färsen werden zum ersten Kalb mit Salers belegt. Ab dem zweiten Kalb sind Kreuzungsgeburten in der Regel kein Problem.
Inzwischen sind diese Versuche abgeschlossen, und der Reinzucht wird wieder mehr Raum gegeben.
Rund 10% der Salers werden in Frankreich im Sommer gemolken. Diese Anzahl soll auch in den nächsten Jahren stabil gehalten werden. So dürfte in Zukunft die Milchleistung gewährleistet werden. Um ins Herdbuch aufgenommen zu werden, muss eine Kalbin mindestens 2500 kg Milch, eine 5- jährige Kuh 3000kg Milch geben.
Natürlich muss das Kalb ebenfalls von der Mutter versorgt werden.
Mutterkühe müssen entsprechende Zunahmen ihrer Kälber bei 2 Wiegungen innerhalb der ersten 10 Monate, und bei der 365 Tage Wiegung aufweisen können.
Kühe werden nur ins Herdbuch aufgenommen, wenn ihre Kälber registriert sind. Bei Nichtregistrierten Vorfahren bleiben die Papiere entsprechend leer. Von der UPRA Salers werden Tiere nur mit vollständigen Papieren ins Ausland verkauft.
Männliche Tiere kommen nur mit vollständig bekannter Abstammung ins Herdbuch.
Die besten Kühe werden als Bullenmütter ausgewählt.

Nur rund 10% der Kühe werden künstlich besamt. Traditionell wollen die Züchter sehen, wie sich ein Bulle mit den Jahren entwickelt, wie er sich im fortgeschrittenen Alter darstellt.
Der nächste Halt lag bei der Familie Champeix in Sauxillanges.
Nach der Begrüßung erhielten wir einen sehr ausführlichen Betriebsspiegel.
Es werden 310 ha Fläche bewirtschaftet. Regelmäßig ist der Betrieb auf dem großen Concours der Salers in Paris vertreten. Auf dem Betrieb gibt es
13 (!!!) Zuchtbullen. Auf ganz einfache Weise wurde der friedliche Charakter der Rasse verdeutlicht. Unterschiedliche Herden, mit jeweils mindestens einem mächtigen Zuchtbullen, sind nur mit Stacheldraht und einer mini E-Zaunlitze getrennt. Die Tiere können über den Zaun miteinander Kontakt aufnehmen. Probleme treten offensichtlich nicht auf.
Alle Tiere zeigten sich in guter Kondition, entsprechend dem Zuchtziel
Kühe 700 – 800 kg
Bullen 1100 – 1300 kg
Natürlich in Zuchtkondition und nicht für eine Ausstellung gefüttert.
Der vierte und letzte Betrieb hat sich komplett auf Direktvermarktung ausgerichtet.
Neben dem Zerlegeraum wurde ein Verpackungsraum nach den neusten EG Vorschriften gebaut. Pro Woche wird ein Salersochse (rund 600 kg SG), Hähnchen und Schweine geschlachtet. Neben dem Fleisch werden verschiedene Wurstwaren hergestellt.
Die Grundlage der Salersherde ist die eigene Zuchtarbeit von Phillippe Deiber.
Die Kühe waren nicht zu groß, in guter Kondition und die Absetzer fleischig.
Es war der einzig besichtigte Betrieb, mit nicht vollarrondierter Fläche.
Zum Abschluss wurden wir von der Familie bestens bewirtet. Sie hatten eigens für uns ihr Wohnzimmer ausgeräumt und kredenzten ein herrliches Menü aus eigenen Produkten. —- Die Mutter des Betriebsleiters verriet uns sogar das Rezept für ihr Pompe Grattons.
Leider konnten wir das Essen nicht mit der entsprechenden Muse genießen, da unser Busfahrer an den Rand seiner Fahrzeiten gelangte.
So war der Aufbruch und Abschied überstürzt und dem Aufwand der Gastfamilie in keinster Weise gerecht.

Sonntagmorgen erwartete uns vor dem Hotel noch eine nette Überraschung.
Es wurde ein Markt aufgebaut, mit regionalen Produkten. So kam noch jeder zu Reiseproviant und dem guten Cantal – Käse.

Alles in Allem war es ein Ausflug mit vielen neuen Eindrücken. Einige Tiere sind uns inzwischen nachgefolgt und frischen das Blut in der deutschen Salerszucht auf. Beeindruckend war für mich Salers in dem ursprünglichen Zuchtgebiet zu sehen, auch das Potential, das in der Rasse steckt, und die Gastfreundschaft vor allem des letzten Betriebes.
Klasse, dass die Reise stattgefunden hat.  Gerne wieder.
Vielen Dank an Hartmut Callsen und Phillippe Deiber für die Organisation.

Karin Zimmermann