Bundesverband deutscher Salerszüchter und -halter

Generalversammlung 2013

Generalversammlung des Bundesverbandes Deutscher Salerszüchter sowie Besichtigung von Mitgliedsbetrieben

Vom 21. bis zum 24. Juni kamen die Mitglieder des BVS aus dem gesamten Bundesgebiet zum alljährlichen Treffen zusammen. Ein besonderes Treffen, denn die Gründung des Verbandes jährte sich zum 20. Mal. Das Programm und die Organisation übernahmen in diesem Jahr Züchter aus Schleswig-Holstein.
Zur Begrüßung fanden wir uns auf dem Hof von Klaus-Dieter Thomsen in Tarp im Kreis Schleswig-Flensburg ein. Klaus-Dieter hält mit seiner Frau Kerstin auf 20 ha Grünland 11 Kühe mit zurzeit 10 Kälbern, daneben 5 Kalbinnen und 7 Färsen.
Die Genetik der Kühe geht zurück auf die Stammmutter „Eva“, die 1992 zusammen mit ihrem aktuellen und letztjährigen Kalb auf den Hof kam und kürzlich 22-jährig eingeschläfert werden musste.
Die Zucht und Haltung der Tiere wird im Nebenerwerb betrieben. Hauptberuflich ist Klaus-Dieter Besamungstechniker, deshalb kommt gewöhnlich auch kein Zuchtbulle zum Einsatz. In diesem Jahr gab es eine Ausnahme. In der Herde lief ein 18-monatiger, sehr vielversprechender Jungbulle „zur Nachkontrolle“. Dieser Numero-Sohn ist gekört und wurde mit 9/9/8 bewertet. Ein Traumergebnis und so verwundert es nicht, dass zum einen eine lebhafte Diskussion darüber entstand, ob ein so junger Bullen schon so hoch bewertet werden sollte, andererseits liefen aber auch schon auf der Weide erste Verkaufsverhandlungen.
Bei der künstlichen Besamung wird vornehmlich auf französische und dänische Genetik zurückgegriffen.
Alles in Allem eine sehr ansprechende Herde mit typvollen Kühen in gemischter Altersstruktur und in guter Kondition. Bei dem unwirtlichen Wetter waren wir froh, dass uns nach Beendigung der Rundfahrt heißer Kaffee mit Kuchen gereicht wurde. So konnten wir uns wieder aufwärmen und abends im Hotel Handewitt einchecken.
Dort erklärte uns am Abend Philippe Deiber vom französischen Salersverband die Aufgaben der einzelnen Gesellschaften und die Abläufe bei Exporten. In den letzten Jahren sind viele Salers nach Spanien verkauft worden, allerdings mehr als Nutz- als als Zuchtvieh.
Das Herdbuch selbst darf keine Geschäfte tätigen, deshalb gibt es eine zweite Gesellschaft, Intergen, zur Abwicklung der Tierkäufe. Intergen übernimmt nur die Vermittlung, nicht aber den Transport, die Versicherung usw. und die Herdbuchpapiere befinden sich beim Züchter. Die Trennung führt dazu, dass es manchmal schwierig ist, vorab alle Abstammungsinformationen von Tieren zu bekommen, wenn man diese kaufen möchte. Sowohl das Herdbuch, als auch Intergen werden staatlich unterstützt und 80% der Salerszüchter in Frankreich sind in der Intergen organisiert. Der Abend schloss mit einem unterhaltsamen Film über einen Almabtrieb in Allanche in der Auvergne.
Am Freitagmorgen starteten wir zum „Holländerhof Bartel“ in Wangersrott. Dieser bildete von 1986 bis Oktober 2012 die Kulisse für die TV-Serie „Der Landarzt“. Das reetgedeckte Gebäude wurde 1635 errichtet und ist ein typisches Südangelner Fachhallenhaus, in dem Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach vereint sind.
Es wird auch heute noch Milch mit Angler-Kühen produziert und wir konnten einen Bauerngarten mit über hundert Rosensorten bestaunen, die akribisch beschildert sind und eine volkskundliche Sammlung zur Hof- und Hauswirtschaft. Es werden auch regelmäßig Vorführungen und Veranstaltungen geboten und wir wurden über die Wirkung der vornehmen Blässe der gutbetuchten Bauerntöchter auf junge Männer aufgeklärt. Der Garten wurde 1959 von der jetzigen Eigentümerin, ihrer Mutter und Schwester als Staudengarten angelegt. „Hinnerksens Kräutergarten“, der im Fernsehen so groß wirkte, ist allerdings gerade mal zwei Quadratmeter groß.
Nachmittags folgte eine interessante Führung durch Flensburg. Die kreisfreie Stadt, deren Namen jeder Autofahrer kennt, ist die drittgrößte Stadt des Landes und die größte im Landesteil Schleswig. Es war sehr interessant zu erfahren, dass die Stadt bis 1920 abwechselnd mal deutsch und mal dänisch war und dass sie im 30-jährigen Krieg stark verwüstet wurde. Wir gingen die Rote Straße entlang, die vor vielen Jahren sehr heruntergekommen war und in den 1970er Jahren von Kaufleuten renoviert wurde. Auf den jetzt schönen Innen- und Hinterhöfen finden sich Cafés, kleine Läden mit lokalen Spezialitäten und natürlich mit Rum. Im 18. Jahrhundert erlebte Flensburg dank des Rumhandels eine Blüte. Der Rohrzucker wurde aus Dänisch-Westindien importiert und in Flensburg raffiniert. Heute existieren allerdings nur noch zwei Rumerzeuger und Flensburg hat sich seit den 1920er Jahren immer mehr zur Industriestadt entwickelt.
Im Anschluss an die Stadtführung ging es zu Bunde Wischen e.V. nach Schleswig. Die Geschichte von Bunde Wischen e.V. begann 1986 mit einer Arbeitsgruppe des BUND. Damals wurde eine Orchideenwiese versuchsweise mit 3 Rindern gepflegt. Heute bewirtschaften 10 Mitarbeiter 1100 ha Grünland auf 20 Standorten. Es werden rund 650 Galloway- und 15 Highlandrinder gehalten. Daneben grasen dort noch 15 Konik-Pferde. Durch die Naturschutzflächen führen Wanderwege, die rege genutzt werden und der 1. Vorsitzende, Gerd Kämmer, wusste von aufregenden Begegnungen von Spaziergängern mit Hunden und frisch abgekalbten Kühen zu berichten, die ihren Nachwuchs gegen vermeintliche Fressfeinde verteidigen wollten.
Zur Philosophie der Ganzheitlichkeit und der ökologische Ökonomie gehört auch die Vermarktung. Ca. 180 Tiere werden pro Jahr über den eigenen Hofladen oder Wiederverkäufer umgesetzt. Dreijährige Ochsen erzielen ein Schlachtgewicht von 250 kg, junge Kühe von ungefähr 200 kg, die als Fleisch angeboten werden. Ältere Kühe werden zu Wurstwaren verarbeitet. Über eine Fanganlage werden die Tiere eingefangen, auch zur Blutabnahme und zu notwendigen veterinärmedizinischen Behandlungen.
Herr Kämmer hat uns auf sehr anschauliche und nachvollziehbare Art und Weise geschrieben, welche Unwägbarkeiten und Probleme bei der Umsetzung eines solchen Konzeptes auftreten können, aber auch die Lösungen die man fand, um die Philosophie der Verbindung von Ökologie und Ökonomie erfolgreich umzusetzen.
Abends fand die Generalversammlung statt. Der Vorsitzende, Hartmut Callsen, gab einen Überblick über die Entwicklung der Mutterkuh- und Ammenkuhhaltung in Deutschland und den einzelnen Bundesländern. Die Vorstellung des Kassenberichts und der sich anschließende Bericht des Kassenprüfers führten zur einstimmigen Entlastung des Vorstands. Bei der Wahl von Teilen der Vorstandsmitglieder gaben sowohl der Vorsitzende, Hartmut Callsen als auch der Kassenwart Hartmut Quade bekannt, dass sie nach acht bzw. zwanzig Jahren Vorstandsarbeit für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Zum neuen ersten Vorsitzenden wurde einstimmig Thomas Johlen aus Marienmünster gewählt, als neuer Kassenwart bekam Bernd Nolte aus Göttingen das einstimmige Votum der Versammlung. Thomas Johlen dankte den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für die geleistete Arbeit und bat die anwesenden Züchter um rege Unterstützung bei der Ausübung seiner neuen Aufgabe.
Auf der Generalversammlung wurde des Weiteren beschlossen, dass zur Bundesschau „Schwarz Rot Gold – robust“ im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in der Zeit vom 16.01. bis 19.01.2014 Schautiere nach Berlin gebracht werden sollen. Es wurde sich darauf verständigt, mindestens eine Klasse mit Kühen zu beschicken und baut dabei auf die Mithilfe möglichst vieler Züchter. Vielleicht kommt zusätzlich auch eine Färsengruppe zusammen.
Um die Kosten der Schau in Grenzen zu halten, wurde beschlossen, die Züchter für jedes aufgetriebene Tier mit einem Kostenbeitrag zu unterstützen.
Vom 2 bis zum 4. Oktober 2013 findet in Clermont-Ferrand die diesjährige „SOMMET DE L’ELEVAGE“, eine der größten Tierschauen, mit 1.250 Ausstellern, 80.000 Fachbesuchern und 2000 Tieren statt. Es werden 700 genetisch hochwertige Salers-Tiere gezeigt und in der Versammlung wurde Interesse an einem Besuch der Messe incl. Betriebsbesichtigungen bekundet. Philippe Deiber vom französischen Zuchtverband stellt ein Besichtigungsprogramm für zwei Tage zusammen und wir werden neben der Fachausstellung Salers-Zuchtbetriebe in der Nähe besuchen. Mit Bildimpressionen des letztjährigen Treffens endete die Versammlung.
Am folgenden Morgen besuchten wir die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, die älteste KZ Gedenkstätte Schleswig-Holsteins und eine der ältesten in Deutschland. In dem nordfriesischen Dorf Ladelund wird an eines von über 1000 Konzentrationslagern Deutschlands im Nationalsozialismus und eines von 87 Außenkommandos des Konzentrationslagers Hamburg- Neuengamme erinnert. Die Gedenkstätte ist sowohl als Lernort als auch und besonders als KZ Gedenk- und Begegnungsstätte konzipiert. Sehr anschaulich wurde uns beschrieben, wie 1944 unschuldige Männer und Jungen für ein Attentat in Putten in den Niederlanden gegen Mitglieder der Wehrmacht in Sippenhaft genommen und verschleppt wurden. Von den 2000 Häftlingen, die gezwungen wurden, unter unmenschlichen Bedingungen einen strategisch unsinnigen Panzergraben auszuheben, verloren innerhalb von 6 Wochen 300 ihr Leben. Die Gräber der Verstorbenen wurden der Ausgangs- und Mittelpunkt einer langjährigen Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit, die von einigen Überlebenden sowie vielen Angehörigen und Nachkommen der Opfer, Einheimischen und einem engagierten Freundeskreis bis heute mitgetragen wird. Der besinnliche Besuch endete mit einer Besichtigung eines rekonstruierten Stücks des Panzergrabens und wir alle waren uns einig, dass sich so etwas nicht wiederholen darf.
Beim anschließenden geführten Wattwandern im „Schleswig-Holsteinischen Nationalpark Wattenmeer“ von Dagebüll aus konnten wir die vielen Eindrücke wirken lassen und die herrliche Natur, den Wind und das Wetter genießen.
Am Nachmittag besuchten wir einen Neueinsteiger in der Salerszucht, Andreas Petersen aus Humptrup. Einigen von uns kam sein Gesicht irgendwie bekannt vor, aber woher? Irgendwann klärte Andreas dieses Gefühl auf. Er hatte vor einiger Zeit bei einer Staffel der Fernsehserie „Bauer sucht Frau“ mitgewirkt. In seiner fröhlichen und humorvollen Art beschrieb er uns seine Erlebnisse, führte uns über seinen Hof und zeigte uns seine 6 Salersfärsen, die zusammen mit einem Jungbullen auf einer Ganzjahresweide in der Nähe des Hofes gehalten werden. Insgesamt werden 50 ha Ackerfläche und 20 ha Grünland bewirtschaftet. Als Lohnunternehmer unterstützt er im Sommer Berufskollegen, in den Wintermonaten werden in den Wirtschaftsgebäuden 60 Pensionsrinder gehalten. Bei selbstgebackenem Kuchen und kräftigem Kaffee lernten wir seine Eltern kennen und verbrachten angenehme und kurzweilige Stunden.
Der letzte Hof, den wir besichtigten, war der Begelhof in Bögelhuus. Hartmut Callsen hält auf seinem Bioland-Betrieb mit 63 ha Grünland ca. 40 Mutterkühe mit Nachzucht. Alle seine Tiere werden im Herdbuch geführt und einige von ihnen verraten bei einem Blick auf die Ohrmarke, dass sie aus Frankreich stammen. Die drei Herdenbullen laufen in getrennten Herden. Einer wurde in Frankreich erworben, ein zweiter selbst gezogen und der dritte ist ein in Dänemark gekaufter Sohn des genetisch wertvollen französischen Besamungsbullen Ublo. Bei einer so großen Vielfalt auf den Weiden verbrachten wir sehr viel Zeit, um das ein oder andere Tier einmal genauer aus der Nähe zu betrachten. Der Abend brachte den krönenden Abschluss. Auf dem Futtertisch, der im Winter den Kühen vorbehalten ist, wurde ein leckeres Grillfest veranstaltet. Verschiedene Sorten Fleisch, mannigfaltige Salate und das ein oder anderen Bier verlieh dem 20-jährigen Jubiläums des Vereins eine zünftige Note. Die Beteiligten schwelgten in Erinnerungen an die vielen Begegnungen der vergangenen Jahre. Wieder war es eine gelungene Veranstaltung und ein besonderer Dank gilt allen Veranstaltern, die alles so toll organisiert haben. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr.
Karin Zimmermann
Hubertus Johlen