Vom 1. bis zum 3. Oktober 2021 reisten wir Salerszüchter und -halter aus ganz Deutschland anlässlich der Jahreshauptversammlung des Zuchtverbandes und des traditionellen Treffens nach Brandenburg.
Zunächst trafen wir uns auf dem Hof des Mitgliedsbetriebs von Sabine und Marko Krüger in Garlitz. Die beiden bewirtschaften einen Biobetrieb mit einer Gesamtfläche von 430 ha.
Im Jahre 1993 wurden die ersten 40 Salers-Kühe gekauft. Heute ist der Bestand auf 400 Salers angewachsen, davon 240 Mutterkühe. Wir sahen eine ausgeglichene Herde auf einem extensiven Standort im Trappenschutzgebiet. Die Kühe werden im Herdbuch geführt, aber die Hauptausrichtung besteht in der Färsenmast. Die Naturschutzauflagen im Naturpark Westhavelland zum Wohle der Großtrappen bedingen eine Bestandsführung ohne Düngung und eine späte Mahd. Bei der relativ geringen Futterqualität bietet sich die Färsenmast an, die männlichen Absetzer werden verkauft. Die Tiere überwintern auf Strohmatten und werden in selbstgebauten Futterwagen mit Silage und Heu versorgt. Nach der Vorstellung der Betriebsdaten und der Tiere führen wir zum Abendessen in unser Hotel.
Nach einem gemütlichen Abend ging es dann am nächsten Morgen zum Brandenburgischen Haupt- und Landesgestüt Neustadt. Das Gestüt wurde im Jahre 1788 gegründet und zählt zu den ältesten staatlichen Gestüten in der Bundesrepublik Deutschland. Seit dem Jahre 2001 wird es als eine Stiftung des öffentlichen Rechts geführt. Ihr wurden vom Land Brandenburg die Aufgaben insbesondere für den Bereich Pferdezucht und die Wahrung des kulturhistorischen Erbes übertragen, was auch den Ausbau des Tourismus beinhaltet. Wie verwoben Land und Leute mit dem Gestüt sind und wie diese Gegend von den Pferden geprägt ist, konnten wir bei der Kutschfahrt durch die wunderschöne Anlage bei allerbestem Wetter selbst erfahren. Unterwegs sahen wir die imposanten Junghengste auf ihrer Weide im saftigen Grün grasen. Bei der anschließenden Führung durch das Gestütsmuseum erfuhren wir die bewegte Geschichte des Gestüts und konnten die Stallungen und das Kleinod preußischer Baukunst bestaunen. Der Fußweg zurück zum Parkplatz entlang einer herrlichen Allee gesäumt von alten Kastanienbäumen rundete den gewonnenen Eindruck ab.
Mittags ging es dann in Olafs Werkstatt. Diese bietet für ihre Gäste Möglichkeiten, um dem alltäglichen Trott zu entkommen, aber auch leckere Mahlzeiten. Gestärkt ging es dann weiter zum nächsten Programmpunkt, die Lady Agnes. Lady Agnes – so heißt das ausgemusterte Flugzeug IL 62 der ehemaligen Interflug, welches zu Ehren des Flugpioniers Otto Lilienthal 1989 auf dem nur 860 m kurzen Segelflugplatz am Gollenberg landete. Zunächst erfuhren wir im Lilienthal-Centrum in Stölln vieles zum Leben und Wirken von Otto Lilienthal, von der Lehre zur Flugtechnik und wie er sie begründet hat. Anschließend bestiegen wir das Flugzeug. Im vorderen Teil der Passagierkabine befindet sich die erste und bisher einzige Dauerausstellung über die zivile Luftfahrtgesellschaft, die einst als Deutsche Lufthansa der DDR startete. Dort sahen wir einen beeindruckenden Film, der uns die spektakuläre Landung noch einmal hautnah erleben ließ. Nachdem wir noch einige Zeit rund um den Segelflughafen verbrachten, machten wir uns auf zur Salersherde von Margitta und Helmut Führer. Familie Führer bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb im Nebenerwerb. Auf 25 ha werden 10 Mutterkühe mit Nachzucht nebst Hobbypferden gehalten. Der Besichtigung der Mutterkühe, die von einem befreundeten Tierarzt besamt und von den Führers liebevoll umsorgt werden, schloss sich ein gemütlicher Abend an.
Am nächsten Morgen folgte die Generalversammlung des BVS. Der Vorsitzende, Thomas Johlen, führte durch das Programm und schilderte die Aktivitäten des Vorstands, von Ausstellungen und Treffen mit Vertretern anderer Verbände und Organisationen und von Zusammenhängen zwischen genetischer Veranlagung und der Fleischqualität. Dem Kassenbericht des Kassierers, Bernd Nolte, folgte die Entlastung des Vorstands und die Aussicht auf das folgende Züchterjahr. Nach Beendigung der Veranstaltung im Bootshaus am Klemphoffsee verabschiedeten wir uns mit einem herzlichen Dankeschön für die hervorragende Organisation bei Margitta und Helmut Führer in der Hoffnung auf ein unbeschwertes und informatives Treffen im Jahr 2022.
Hubertus Johlen